Marc Renner: „Konnten teilweise spielerisch mithalten, es fehlte das Quäntchen Glück“
? Herzlichen Glückwunsch, Sie sind nicht mehr Tabellenletzter. Macht die Tennis-Bundesliga jetzt eigentlich mehr Spaß.
Marc Renner: Absolut. Das war aber auch schon in den ersten Spielen so, nur nach dem der letzten Begegnung noch mehr. Wir haben auf der Anlage vom Paderborner TC Blau-Rot bei drei Heimspielen tolle Events gehabt und unsere Zuschauer dabei hervorragenden Tennissport geboten, wie er so sicherlich bei uns noch nicht zu sehen war. Sportlich gesehen ist die erste Tennis-Point-Bundesliga doch noch einmal ein riesiger Unterschied zur zweiten Liga. Von daher ist es großartig zu sehen, dass wir dabei sind.
? Nach dem geglückten Punktgewinn am letzten Sonntag ist die Freude sicherlich recht groß. Sie sind jetzt Tabellenvorletzter. Beginnt nun die eigentliche Herausforderung.
Marc Renner: Gegen Krefeld wurden wir nun endlich auch vom Ergebnis her belohnt. Wobei sicherlich auch ein Sieg möglich gewesen wäre. Leider fehlte uns in den Begegnungen gegen Mannheim und Gladbach das Quäntchen Glück, um auch gegen große Teams zu punkten. Ja, jetzt beginnt der wichtige Teil der Saison, gegen Mannschaften, gegen die wir mehr holen wollen. Allerdings sind wir auch keine Träumer. Wir wussten von Anfang an, dass es schwer für uns wird und wir nur der krasse Außenseiter sind. Auf Grund unseres kleinen Etats haben wir, bis auf wenige Ausnahmen, nur Spieler die auf der Challenger- oder Future-Tour zu Hause sind. Unsere Chance in der Liga zu bleiben ist daher sehr gering, aber durchaus möglich.
? Sie mussten in den ersten vier Partien nur gegen ambitionierte Clubs antreten. Das wussten Sie aber auch vorher. Hat Sie trotzdem die Leistungsstärke überrascht.
Marc Renner: Nicht wirklich. Zu Beginn einer jeden Bundesliga-Saison treten die Mannschaften fast nur in starker Besetzung auf. Hinzu kam, dass wir an den ersten vier Spieltagen auf drei Meisterschaftsfavoriten trafen, die aktuell auch die Tabelle anführen. Wenn die dann auch noch mit ihren Topspielern kommen, dann wird es nun einmal sehr schwer für uns. Wir haben aber immer gut dagegen gehalten.
? Dafür kann man Ihrer Mannschaft ein großes Lob aussprechen. Gleichwohl waren einige aber spielerisch überfordert.
Marc Renner: Das sehe ich etwas anders. An den ersten beiden Spieltagen konnten alle spielerisch durchaus mithalten. Leider fehlte uns hier und da ein wenig das Glück, oder auch ein Ticken mehr Erfahrung. Natürlich gibt es da Qualitätsunterschiede, sonst würden die gegnerischen Spieler ja auch nicht in der Weltrangliste teilweise bis zu 200 Plätze höher stehen als unsere.
? Hinzu kam, dass einige Ihrer Spieler an den Spieltagen nicht da waren. Lief da in der Absprache etwas falsch.
Marc Renner: Wir können nicht an jedem Spieltag in Bestbesetzung auflaufen. Auch aufgrund unseres niedrigen Etats schon nicht. Von daher müssen einige Spieler ihren Schwerpunkt auf die Turniere legen, weil das letztlich ihr Business ist. Das war aber vorher klar und so deutlich besprochen worden. Leider trifft uns der verletzungsbedingt Ausfall von Karue Sell sehr, denn er war fest eingeplant und er wollte die Saison in Paderborn verbringen.
? Erfreulich ist mit fast immer 1.000 Zuschauern bei den Heimspielen, Damit war aber nicht zu rechnen.
Marc Renner: In der Tat. Darüber freuen wir uns sehr. Es zeigt auf, dass in und um Paderborn großes Interesse am Tennis- und Spitzensport besteht. Trotz der Sommerferien war die Anlage auch am letzten Spieltag sehr gut besucht. Ich glaube zudem, da wir zu den Heimspielen auch immer andere Sportler zu Talkrunden und Autogrammstunden einzuladen wie zuletzt die SCP-Fußballer, macht das alles zusammen für die Besucher zu einem erlebnisreichen Sporttag.
? Insofern hat sich der Ortswechsel zum Paderborner TC Blau-Rot positiv auf das Image von TuS Sennelager ausgewirkt. Welche Erkenntnisse haben Sie.
Marc Renner: Ich habe nur positive Resonanzen erhalten. Sowohl von den gegnerischen Teams, als auch von den prominenten Besuchern und von den Zuschauern. Nüchtern gesehen ist die parkähnliche Tennisanlage von Blau-Rot tatsächlich auch eine der Schönsten in Ostwestfalen-Lippe. Ein Düsseldorfer Zuschauer meinte sogar, dass sei die kleine Rochusclub-Anlage. Hier könnte man auch größere Tennisturniere stattfinden lassen.
? Fünf Spieltage stehen noch an. Davon müssen Sie drei in Folge auswärts bestritten. Zhalen Sie als Ligadebütant Lehrgeld.
Marc Renner: Ich denke, dass der DTB-Spielleiter Oliver Weber sein Bestes gegeben hat. Jeder Verein durfte vor der Saison einen Wunsch äußern und jeder konnte, soweit ich das beurteilen kann, erfüllt werden. Nun dreimal auswärts zu spielen, sehe ich nicht als Nachteil an. Wir sind immer der Underdog und können daher nur positiv überraschen, wie zuletzt gegen Krefeld. Am Ende der Saison werden wir sehen, ob es zum Klassenerhalt gereicht hat oder nicht. Nur kampflos geben wir nichts her.
? Im Duell gegen Abstieg helfen nur Siege weiter. Der Optimismus ist gegeben, dass das zu schaffen ist.
Marc Renner: Die Spieler glauben an die Chance. Sie wissen natürlich, dass es verdammt schwierig sein wird. Aber alle werden motiviert sein und ihr Bestes geben. Wir glauben an die Mannschaft, da ihr Charakter auch in den vergangenen Jahren der Schlüssel zum Erfolg war.
? Einige Ihrer Spitzenleute fehlten. Steht Ihnen ab jetzt die beste Formation zur Verfügung.
Marc Renner: Nein. Spieler wie Antoine Hoang oder Norbert Gombos stehen unmittelbar davor in die Top 100 der Weltrangliste aufzurücken bzw. zurückzukehren. Da ist es verständlich, dass sie ihren Schwerpunkt auf die Turniere legen. Zudem wird Jozef Kovalik auch bald seine Hartplatzsaison in den USA starten wollen.
? Ein Sieg am Freitag bei Blau-Weiß Aachen würde zweifelsohne die Moral stärken. Auch, um den Klassenerhalt realistisch erscheinen zu lassen.
Marc Renner: Natürlich. Nur die Aachener sind sehr ausgeglichen besetzt und spielte teilweise von der Mannschaftsmeldung her von oben herunter. Mit den Neuzugängen Tallon Griekspoor, Thiemo de Bakker und Aslan Karatsev haben sie sich im Vergleich zu ihrer letzten Zweitliga-Saison enorm verbessert. Hinzu kommt, das De Bakker und Karatsev große Bundesligaerfahrungen haben. Sie haben so manchen Fight für Blau-Weiss Halle in der Bundesliga bestritten und gewonnen. Und mit 23 Jahren gehört Tallon zur aufstrebenden Spielergeneration.
? Sie sind vom Klassenerhalt überzeugt, Ralf Hämmerling auch. Wie beurteilt die Mannschaft die Situation.
Marc Renner: Wir haben einen enormen Teamspirit, der uns schon in der Vergangenheit ausgezeichnet hat. Zwar spielte ein Großteil der Mannschaft schon im letzten Jahr für uns, aber noch nicht in der ersten Liga. Und selbst für unserer Neuzugänge, nur Kovalik und Gombos haben Bundesliga-Vergangenheit, ist dies für sie sportliches Neuland. Alle wussten aber, dass sie über sich hinaus wachsen müssen, wenn der Ligaverbleib realisiert werden soll. Gemeinsam werden wir das auch schaffen. Ich bin davon überzeugt, dass wir nach sieben Aufstiegen in sieben Jahren nun ein neues Erfolgskapitel schreiben werden.